[All about the books] Laura Lackmann, verwirrend speziell

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Es gibt diese Bücher, die werden dir vorgeschlagen und du weißt, sie könnten abenteuerlich werden. Trotzdem oder gerade deshalb reizen mich solche Bücher. Der Grat zwischen Top und Flop, zwischen Leselust und Lesefrust ist manchmal schmaler als schmal, aber genau das macht den Reiz dieser Bücher ja aus.

Druckfrisch im Juni erschienen ist der Debütroman von Regisseurin und Drehbuchautorin Laura Lackmann
Was ich davon halte, möchte ich euch heute erzählen….

 

Laura Lackmann – Die Punkte nach dem Schlussstrich:

 

Autor: Laura Lackmann
Seiten: 319
ISBN: 9783471351208

Worum geht es?
Die Einen haben Schmetterlinge im Bauch, bei den anderen sind es Motten. Große giftige Motten.
„Die anderen“, das ist Luzy.
  
Für die Berufsfreundin Luzy sind Männer der Mittelpunkt ihrer Welt. Auch wenn es ihr gar nicht passt: Sie kann nicht alleine sein. Also, in einem Raum geht das schon, aber ohne einen Freund im Leben wird es schwierig. Bislang konnte Luzy sich immer retten. Wenn das Beziehungsende nahte, suchte sie sich rechtzeitig den Nächsten. Apollo, Peter, Jonas. Von einem zum anderen wie der Affe im Dschungel. Sie investiert all ihre Energie in den Erhalt der oft nicht einfachen Beziehungen mit Männern, die sich so flüchtig verhalten wie Edelgase. Aber plötzlich geht etwas schief, und Luzys Putzerfisch-Verhalten kann ihre Trennungsangst nicht mehr kaschieren. Sie flippt aus. Im Streit bricht sie Jonas den Arm und muss fortan 100 Meter Abstand zu ihm wahren. Mit Liebeskummer im Herzen und einem Entfernungsmesser in der Hand stellt sie fest, dass sich etwas ändern muss, denn von aufrichtiger Liebe versteht sie nichts.

Rezension:
Ohne mich bis dato näher mit der Autorin Laura Lackmann beschäftigt zu haben, schoss mir nach wenigen Seiten der Gedanke an Sarah Kuttner in den Kopf. Dass Lackmann letztlich bei der Verfilmung von Kuttners Roman „Mängelexemplar“ Regie geführt hatte, war mir bis dato verborgen geblieben.
Aber ja, Lackmann und Kuttner, das ist ein Schlag und eine Feststellung die positiver nicht sein könnte.
Wer über Kuttner herzlich lachen kann, wird das Erstlingswerk von Lackmann lieben.

Meine Erwartungen vor dem Beginn des Buches waren vielseitig, so sehr wie „Die Punkte hinter dem Schlussstrich“ in Vorabankündigungen angepriesen wurde. Ob sie enttäuscht oder erfüllt wurden, kann ich auch nach der Lektüre des Buches nicht mit hundertprozentiger Sicherheit sagen, denn das Buch hat mich ein wenig konfus zurückgelassen.

„Die Punkte nach dem Schlussstrich ist kantig, schnodderig und derb. Kein seichter Frauenroman, der als nettes, charmantes Lesevergnügen um die Ecke kommt.
Luzy ist ein Chaot, geboren in guten Verhältnissen zwischen Pornomutter und Künstlervater auf der ewigen Suche nach dem „irgendwo hingehören.
Laura Lackmann serviert uns keine Lovestory der klassischen Art, keine Romanze mit großen Gefühlen. Vielmehr liebt Luzy als Einzige und stellt die Welt auf den Kopf um zurückgeliebt zu werden. Erfundene Heroinsüchte, geborchene Arme, Polizeirevier und verlassene Freundinnen inklusive.

Die Punkte nach dem Schlussstrich ist nichts für zarte Gemüter, denn der Roman kommt derb mit Berliner Härte um die Ecke und trifft den Leser in seiner ganzen Rauheit. Die Witze sind zumindest zu Beginn schmutzig, der Humor geistreich und schwarz. Leider flaut der Witz und Esprit der ersten Seiten schnell ab. Zwischenzeitlich fragte ich mich, ob ich nicht unbesehen 80-100 Seiten überspringen könnte, ohne etwas zu verpassen
Ich hätte es wohl gekonnt….
So sympathisch-befremdlich Luzys anfängliche Konfusität, die Sprünge und die Suche nach dem Sinn doch waren, so nervig – ich bin fast geneigt zu sagen „nervtötend“ wird es irgendwann. 
Bisher habe ich oft einen Bogen um die Werke der „Generation Rotzgöre“ gemacht, Roche und Kuttner nicht viel Beachtung geschenkt und leider muss ich sagen, dass Laura Lackmann mich mit ihrem Buch auch nicht überzeugen konnte.

Gespickt ist das Buch zudem mit Illustrationen von Laura Tonke, die hin und wieder überraschen, manchmal verstören und nicht immer geeignet sind um mit dem Buch zur Feierabendzeit in der Bahn zu sitzen.

Kleiner Kritikpunkt an dieser Stelle ist im Übrigen die Verarbeitung des Buches. Zum Inhalt tut die natürlich keinen Abbruch, dennoch mag ich persönlich es überhaupt nicht, wenn Bücher nach den ersten gelesenen Seiten schon extreme Leserillen aufweisen und insgesamt schon nach kürzester Zeit „gebraucht“ und verschlissen aussehen.
Leider war dies bei „Die Punkte hinter dem Schlussstrich“ schon nach den ersten 50-60 Seiten der Fall, was mich doch ein wenig enttäuscht hat.   

 

Fazit:
Die Punkte nach dem Schlussstrich ist kein Titel für zarte Gemüter und Romantikerinnen. Wer auf der Suche nach einem Buch ist, dass kein Blatt vor den Mund nimmt und auch mal dahin geht, wo es weh tut, der ist mit Laura Lackmann und ihrem Erstlingswerk gut bedient. Wer Handlung und Geschehen sucht, der sollte die Finger von diesem Buch lassen.
Ob jedes schnodderige und schroffe Wort im Buch tatsächlich sein musste und manch eine merkwürig anmutende Zeichnung ihre Daseinsbereichtigung hat, sei dahin gestellt.
In jedem Fall ist der Titel einer, der aneckt und auffällt, der mutig ist und zumindest in den Anfängen sympatisch und intelligent. Ein Buch, das man mögen muss. Meinen Geschmack hat es leider nicht getroffen, aber das muss bei einem derart speziellen Titel kein Todesurteil sein. Ich bin mir sicher, es gibt genug Leser, die es lieben werden.

Insgesamt möchte ich dennoch Abzüge machen und gebe dem Buch daher 2 von 5 Sternen.
    
     

 

Vielen Dank an den Ullstein-Verlag für dieses Rezensionsexemplar      

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