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Früher war alles besser! Einer dieser Sprüche, die wir alle irgendwann einmal gehört haben. Früher war vieles zumindest anders, würde ich kontern. Doch war es wirklich so viel anders als heute?
Eine Geschichte, die sich über 100 Jahre erstreckt.
Eine Geschichte, die zu Beginn des letzten Jahrhunderts ihren Ursprung hat und bis in unsere Zeit ihre Spuren hinterlässt.
Eine Geschichte, deren Art ich noch nie zuvor in einem Buch gefunden habe.
Um so eine Geschichte soll es heute in diesem Beitrag gehen…
Rezension:
Wie bei jedem anderen Buch hatte ich mir auch bei „Die gestohlenen Stunden“ zuvor Gedanken gemacht. Gedanken darüber, was ich erwarte, was mir das Buch vorab verspricht oder besser, was ich mir von dem Buch verspreche. Ein historischer Roman, würde das Buch von Sarah Maine sein, soviel war klar. Ein historischer Roman, um eine Familiengeschichte, die bis in die heutige Zeit ragt. Kaum hatte ich das Buch begonnen, fühlte ich mich bestätigt, denn bereits im dritten Kapitel erfolgt die Reise in eine Zeit, weit vor unserer. Doch genau diese Zeitreisen, die das Buch durchziehen wie ein roter Faden, machen es umso verwirrender und umso einzigartiger. Hatte ich mich gerade erst in die Geschichte eingefunden, mich in Hetty und ihr schweres Erbe gefühlt, sprang die Geschichte 100 Jahre zurück und ich sah mich mit Beatrice und der Last einer unglücklich verheirateten jungen Frau konfrontiert. Ein geschickter Schachzug von Sarah Main, aber durchaus auch ein Mittel, das Leser vschrecken kann. „Die gestohlenen Stunden“ ist kein Buch, das man mal eben im Vorbeigehen lesen kann, es erfordert zumindest auf den ersten 50-80 Seiten Konzentration, um die einzelnen Personen und Handlungsstränge zuordnen zu können. Erst wenn jeder seinen Platz in seiner jeweiligen Zeit gefunden hat, beginnt der Lesefluss und damit auch der pure Lesegenuss.
Allen voran beginnt die Geschichte mit dem Fund eines mysteriösen Skelettes, dessen Herkunft und Identität ein Rätsel bleibt. Auch wenn Sarah Maine keinen Kriminalroman geschaffen hat, gelingt es ihr dieses eine große Rätsel spannend und undurchdringlich zu halten. Erst im letzten kapitel erfährt der Leser, um wen es sich tatsächlich handelt und ich kann mit ruhigen Gewissen sagen, dasss man auf die Lösung nicht so schnell gekommen wäre. Was allerdings nicht bedeutet, dass sie völlig realtätsfremd ist!
Insgesamt lebt „Die gestohlenen Stunden“ sicherlich von den Zeitsprüngen, den Fäden, die sich über 100 Jahre durch Generationen und Familien ziehen. Doch auch die Gefühlsebene kommt nicht zu kurz und nicht erst seit der Edelstein-Trilogie wissen wir es: „Liebe geht durch alle Zeiten!“.
Und so sind sich die Beatrice von damals und Hetty von heute am Ende näher und ähnlicher, als wir alle zunächst vermutet haben.
Ob mit oder ohne Happy End möchte ich an dieser Stelle natürlich nicht verraten, denn nichts gefällt mir weniger, als Rezensionen, die von Spoilern nahezu zerfressen sind.
„Die gestohlenen Stunden“ von Sarah Maine ist anders. Zumindest anders, als man es erwartet, wenn man den Klappentext liest. Eine Geschichte, die ihren Anfang in der Vergangenheit genommen hat, lässt nicht zwangsläufig auf Zeitreisen schließen, die sich durch das ganze Buch ziehen. Ein geschickter Schachzug von Sarah Maine, der der ansonsten relativ einfachen Geschichte das gewisse Etwas gibt, auch wenn die Sprünge gerade zu Beginn häufig verwirren und den Einstieg in das Buch ein wenig holprig gestalten.
Für Liebhaber von Romanen, die noch einen Hauch aus der guten alten Zeit beinhalten, von Romanen, die hoch oben an der See spielen und in denen auch die sagenhafte Natur eine Rolle spielt, die über das schlichte Dasein einer einfachen Kulisse hinausgeht, für all diejenigen ist das Buch von Sarah Maine unter Garantie ein Genuss.
Insgesamt möchte ich dem Buch daher 4 von 5 Sternen geben.
Vielen Dank an den Goldman-Verlag für dieses Rezensionsexemplar