[All about the books] Susann Rehlein – Die erstaunliche Wirkung von Glück

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Es gibt doch diesen wunderschönen Spruch „Don’t judge a book by its cover!“ 
Wenn es auf ein Buch tatsächlich zutrifft, dann auf das, um welches es im heutigen Beitrag gehen soll.

Passend zum herbstlich-winterlichen Grenzgebiet bin ich natürlich krank geworden und so hatte ich mehr als genug Zeit, mich mit „Die erstaunliche Wirkung von Glück“* von Susann Rehlein ganz in Ruhe zu beschäftigen.

 

Autorin: Susann Rehlein
Seiten: 317
ISBN: 978-3-8321-9806-0

Worum geht es?
Dorle wohnt im Souterrain eines herrschatflichen Anwesens. Doch mit ihren Mitte 20 verlässt sie das Haus nur selten. In Heimarbeit steckt die Kristalle für eine Kronleuchtermanufaktur zusammen und ist auch sonst eigentlich recht zufrieden mit dem, was sie „ihr Leben“ nennt.
Es geht ihr hervorragend, findet sie und sie vermisst nichts.
Ihre Mitbewohner, allesamt knarzige und spieße Herrschaften im besten Rentenalter nutzen sie schamlos als Concierge aus und blicken auf sie herab. Doch Dorle macht dies nichts aus, sie tut anderen gern einen „Gefallen“ und ist zufrieden.
Bis die lebenslustige wie rüstige Rentnerin Annegret Sonne, die einige Stockwerke über Dorle wohnt, beschließt, dass die junge Frau endlich anfangen soll zu leben.

Rezension:
Wie man sich doch irren kann! Als ich das Cover des Romans von Susann Rehlein sah, dachte ich an eine Aschenputtelgeschichte. An einen modernen Frauenroman, seicht, munter und mit Happy End. Ich erwartete eine lockere Lektüre, eine aufmunternde Geschichte über die junge Dorle, die mit ein wenig Starthilfe endlich den Weg in das „Leben“ schafft.
Die junge Frau, die auf einem Kronleuchter sitzt und Kristalle in ihren Händen hält, mutet ungewöhnlich an, aber sie macht neugierig. 

Selten habe ich bei einem Buch allerdings so daneben gelegen, wie bei diesem!
Die Geschichte ist alles andere als munter, bereits auf den ersten zwanzig Seiten wird die Eintönigkeit von Dorles Alltag, die Resignation in ihrem Tun allgegenwärtig. Aus ihrer zweifelsfrei schweren Kindheit trägt sie mehr als einen „Knacks“ davon, der sie auch nun in ihrem Erwachsenenalter nicht nur begleitet, sondern regelrecht lenkt.
Die rüstige Annegret Sonne, die mit einem Mal in das Leben tritt, macht ihrem Namen alle Ehre. Sie hellt nicht nur Dorles Leben auf, indem sie die junge Frau dazu veranlasst Dinge zu tun, mit denen sie sich sonst das Leben versüßt, sondern sie erhellt meiner Meinung nach das gesamte Buch. 
Dennoch verhindert auch sie nicht, dass zumindest ich während der Lektüre immer wieder zwischen Entsetzen und Mitleid schwankte. Immer wieder hatte ich das Gefühl Dorle schütteln zu wollen, sie aufrütteln zu wollen.

Der Zugang zur Protagonistin ist schwierig und leider der große Kritikpunkt an dem Buch. Zu keiner Zeit gelang es mir wirklich eine Beziehung zu Dorle herzustellen, mich einzufühlen, mit ihr zu leiden und zu lachen. Susann Rehlein wirft Fragen im Laufe der Geschichte auf, deren Antworten wahrscheinlich wesentlich wären, um genau diese Beziehung herzustellen. Doch Antworten bleibt sie bis zur letzten Seite schuldig. 
Die symbolisch zwar sehr schön gewählte Figur des Wolpertingers geht meiner Meinung nach leider auch fehl. Zu häufig tritt er ins Bild, ohne wirklich etwas zur Geschichte beizutragen. 
Der Stil, den Susann Rehlein wählt ein ungewöhnlicher.
Die erstaunliche Wirkung von Glück ist kein Roman, den man „mal eben so“ liest. Er liest sich hölzern, stolpernd und man benötigt seine Zeit, um sich an die kurzen und knappen Sätze voller Informationen zu gewöhnen.
Die Distanz zu Dorle und ihrer Geschichte wahrt er leider aber von der ersten bis zur letzten Zeile.

Mein Fazit:
Ein Irrtum auf über 300 Seiten. Bücher sind und bleiben Sache des persönlichen Geschmacks. Ich möchte an dieser Stelle keinesfalls das Werk von Susann Rehlein mit weniger Ehre bedenken, als ihm gebührt, aber meinen Geschmack hat es leider so gar nicht getroffen.
Mir fehlt die Nähe zur Dorle, die Nähe zur Geschichte.
Mit Sicherheit regt dieses Buch zum Nachdenken an, lässt uns über unser eigenes scheinbares Glück reflektieren.
Doch es ist und bleibt kein Buch, das mich unterhält und das ich aus vollster Überzeugung weiterempfehlen würde.

Eine ausdrückliche Kaufempfehlung spreche ich deshalb an dieser Stelle nicht aus. Wer mal etwas anderes lesen möchte und den Pfad der seichten Romane verlassen möchte, der findet mit „Die erstaunliche Wirkung von Glück“ sicher selbiges.
Für mich war der Roman leider eine kleine Enttäuschung, weshalb ich nur 2 von 5 Sternen vergeben möchte.

Falls ihr grundsätzlich Spaß an dieser neuen Kategorie habt, schaut auf dem dazu gehörigen Instagram-Kanal „All about the books“ vorbei.
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Verschnupfte Grüße
 

*vielen Dank an Blogg dein Buch und den Dumont Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars.

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