[Grundkurs Stricken] – Maschenanschlag und die ersten Reihen

Hallo ihr Lieben,

heute möchte ich endlich mit dem Grundkurs zum Thema Stricken beginnen.
Da ich euren Kommentaren entnommen habe, dass ihr zum Teil wenig bis gar keine Ahnung habt, möchte ich ganz vorne anfangen und euch heute zunächst ein paar allgemeine Sachen zeigen, den Maschenanschlag erklären und euch zeigen, wie man ganz einfach rechte Maschen und linke Maschen strickt. Später zeige ich euch dann noch welche Auswirkungen dieses rechts/rechts, rechts/links und links/links Stricken auf das Strickbild hat.

Um nicht zu viele Fotos in ungelenken Positionen machen zu müssen, habe ich mich mal an ein paar Videos versucht. Leider mussten meine Herren Vögel auch ihren Senf dazu geben… stellt einfach den Ton aus, wenn es euch stört.
Damit die Schritte deutlich werden, habe ich extra dicke Wolle und extra dicke Nadeln gewählt. Eventuell sieht es teilweise etwas ungelenk aus, ich hoffe es ist trotzdem verständlich. Ansonsten würde ich euch bitten, bei Unklarem nachzufragen oder mir Verbesserungstipps für die Zukunft zu geben.

1.) Die Nadeln:
Ohne  Nadeln wird es mit dem Stricken schwierig. Auf dem Foto seht ihr einige Modell, die für den Anfang ausreichen sollten. Man unterscheidet dabei zwischen „normalen“ Nadeln, Nadelspielen und Rundstricknadeln.
Unter Nadelspielen versteht man eine Gruppe von fünf Nadeln, die alle die gleiche Größe haben und die meisten(!) kürzer sind als normale Nadeln.
Nadelspiele und Rundstricknadeln verwendet man in erster Linie zum Stricken von runden Modellen wie Socken, Mützen etc.

2.) Die Wolle:

Nadeln sind schön und gut, aber ohne Wolle bringen sie euch auch nichts.
Wolle gibt es in den verschiedensten Varianten. Von Alpacawolle bis Tweet und Viskosegarn.
Bei vielen Modellen steht oft eine Wollempfehlung dabei, ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass man Socken auch ohne spezielle und teure Sockenwolle stricken kann und trotzdem laaaaaaaange an ihnen Freude hat.
Wolle kann man indes in vielen Geschäften kaufen. In speziellen Handarbeitsläden hat man natürlich den Vorteil der guten Beratung, zahlt aber auch oft drauf. Nicht zu verachten sind auch komplette Strick-Sets bei den Discountern. Neben spezieller Wolle für ein Modell erhaltet ihr meist direkt die dazu gehörenden Nadeln zu einem vertretbaren Preis.
Für den Anfang würde ich euch aber die „Bravo“ -Serie empfehlen, die es u.a. bei Kaufhof gibt. Gute Wolle zu einem guten Preis, wie ich finde.

3.) Der Maschenanschlag: (ES GEHT LOOOOOS)

Irgendwie muss  die Wolle ja erst einmal auf die Nadel, wer häkeln kann, dem wird dieser erste Arbeitsschritt leicht fallen, denn Maschenanschlag und Luftmaschen sind in meinen Augen nahe Verwandte….

Wickelt zunächst ein ausreichendes Stück Wolle von eurem Knäuel. Wählt die Länge lieber etwas zu umfangreich. Je breiter/ größer euer Modell werden soll, desto mehr Maschen müsst ihr anschlagen und desto mehr Wolle benötigt ihr für den Anfang.

Tipp: 
Auf den meisten Wollsorten steht zwischen Materialangaben und Pflegehinweisen etwas zu einer sog. „Maschenprobe“. Dies gibt an, wie viele Maschen es in der Breite und wie viele Reihen es in der Höhe braucht, um ein Quadrat von 10x10cm zu stricken.
Hieran könnt ihr euch gut orientieren.
Wollt ihr z.B. einen Schal mit einer Breite von ca. 30cm stricken, schlagt ihr die dreifache Anzahl der Maschenprobe in der Breite an.

Wenn ihr die gewollte Wollmenge vom Knäuel gewickelt habt, nehmt ihr genau an dieser Stelle den Faden zu einer Schlaufe und legt ihn um den gespreizten Daumen und Zeigefinger herum, so dass das geschlossene Ende zu euch zeigt.
Nun legt ihr den Faden (also die offenen Enden) einmal über die Schlaufe, so dass sie ebenfalls zu euch zeigen und klemmt sie mit den restlichen Fingern in eurer Handfläche fest.

Nun kommen die Nadeln ins Spiel.
Nehmt beide Nadeln zusammen und stecht sie zunächst von unten durch die Schlaufe an eurem Daumen und führt sie über die Schlaufe an eurem Zeigefinger.
Diese zweite Schlaufe holt ihr euch nun mit den Nadeln „hoch“ und zieht sie durch die erste Daumenschlaufe.

Diesen ersten Schritt wiederholt ihr wie ihr sehen könnt, so oft, bis ihr die gewünschte Maschenzahl auf der Nadel habt.
Anschließend zieht ihr die zweite Nadel heraus und fangt mit ihr an, die Maschen abzustricken.

Erklärung: Warum schlage ich die Maschen um beide Nadeln an?
Wahrscheinlich ist es Geschmackssache, ob man es mit einer oder zwei Nadeln macht. Ich finde, dass zwei Nadeln den Vorteil haben, dass man gerade in der ersten Strickrunde leichter durch die Maschen kommt. Durch den Anschlag zieht man dan Faden oft zu fest um die Nadel, was eben ein erschwertes Einstechen zur Folge hat, aber auch dazu führen kann, dass das Modell später zwar schön gleichmäßig gestrickt ist, aber einen viel zu festen und straffen unteren Rand hat.

4.) Die ersten Maschen:

Nun seid ihr bereit für die ersten gestrickten Maschen und im Grunde ist alles ganz einfach (jaja, ich hab gut Reden 😉 )
Nehmt die Nadel mit den angeschlagenen Maschen in die linke, die freie Nadel in die rechte Hand (Linkshänder umgekehrt)

Ich erkläre die Technik zunächst an einfachen rechten Maschen. Den Unterschied zwischen Rechts und Links, die Auswirkungen und die Technik der linken Maschen schiebe ich erstmal etwas weiter nach Hinten.

Um eine rechte Masche zu stricken stecht ihr mit der freien Nadel von links in die erste Masche ein, holt legt den Faden einmal um die Nadel und holt ihn nach vorne.
Die „alte“ Masche lasst ihr nun von der Nadel fallen und zieht den Faden fest. Fertig ist die erste Masche.
Diese Schritte wiederholt ihr nun mit allen auf der Nadel befindlichen Maschen und wendet euer Modell.

Ein Video zur Veranschaulichung findet ihr erst unter Punkt 5, da es sowohl linke als auch rechte Maschen enthält und ich erstmal ein paar Worte dazu verlieren möchte.

5.) Linke Maschen:

Um linke Maschen zu stricken, macht ihr im Grunde nichts Neues. Ihr stecht nur statt von der linken Seite dieses Mal von der rechten Seite in eure Masche ein und holt euch den Faden vor. Auch hier wird die „alte“ Masche wieder von der Nadel fallen gelassen und alles festgezogen.

Wie das mit dem Maschen genau aussieht, zeigt euch dieses Video:

(Hinreihe = Rechts / Rückreihe = Links)
6. ) Auswirkungen:

Ob ihr linke Maschen, rechte Maschen oder beides im Wechsel strickt, hat verschiedene Auswirkungen auf das Strickbild eures Modells.

Ausschließlich rechte oder linke Maschen führen zu so einem „krausen“ Strickbild.
Die Farbe der Wolle ist nicht optimal, aber ich hoffe, ihr könnte erkennen, was ich meine. Die Maschen „liegen“ flach in den Reihen. Das Strickbild ist auf beiden Seiten eurer Arbeit gleich.

Strickt ihr in den Hinreihen (also 1./3./.5. ………….31. Reihe) rechte Maschen und in den Rückreihen jeweils linke Maschen bekommt ihr ein derartiges „glattes“ Strickbild auf der vorderen Seite. Die Rückseite ist hingegen  so „kraus“ wie oben auf dem ersten Bild

Dieses Muster eignet sich wunderbar für Modelle, die eine sichtbare Vorderseite und eine später nicht sichtbare Rückseite haben (Pullover, Kissenbezüge, Taschen. etc.) Für Schals finde ich es hingegen sehr ungeeignet, da man eben zwei verschiedene Seiten bekommt.

Um ein Strickbild zu bekommen, dass auf beiden Seiten gleich aussieht, trotzdem aber eine gewisse Struktur hat, könnt ihr das sog. „falsche Patent“ stricken. Dieses Muster nehme ich eigentlich meistens für Schals.
Hierbei müsst ihr sichergehen, dass ihr eine ungerade Maschenanzahl angeschlagen habt.
Bei diesem Muster strickt ihr jeweils zwei Maschen rechts und zwei Maschen links im Wechsel.
Die letzte Masche (deshalb ungerade) macht ihr zu einer einfachen Randmasche.
Näheres dazu kommt weiter unten.


Eine weitere Kombination ist das sog. „Bündchenmuster“, bei dem wie beim „falschen Patent“ immer zwei Maschen rechts und zwei Maschen links im Wechsel getrickt werden. Der Unterschied besteht darin, dass das Bündchenmuster nur bei rundgestrickten Modellen (Socken, Mütze etc.) funktioniert.
Für uns ist es zum jetzigen Zeitpunkt noch uninteressant, der Vollständigkeit halber habe ich es aber mal hier aufgenommen….

Natürlich gibt es noch viele weitere Muster, für den Anfang  soll diese kleine Auswahl aber genügen….

Winter-Schal:
Soooo…. Hausaufgabe für die nächste Stunde….
Kleiner Scherz am Rande, alles das, was ich euch oben erklärt habe, könnt ihr wunderbar für einen kuscheligen Winterschal zum Einsatz bringen.
Hierzu schlagt ihr zwischen 31 und 51 Maschen auf einer Nadel der Stärke 4 oder 5 an (abhängig von der Wolle…Ich orientiere mich bei diesen Angaben an „Bravo“ von Kaufhof)
Nun beginnt ihr das „falsche Patent“  zu stricken.
2 rechts, 2 links, 2 rechts, zwei links.
Am Ende der Reihe müsstet ihr eine Masche übrig haben, die sog. „Randmasche“.
Diese Randmasche dient dazu, dass ihr eine schöne saubere Außenkante bekommt. Sie wird nicht getrickt, sondern einfach nur abgehoben (von der linken auf die rechte Nadel gelegt).
Nun wendet ihr die Arbeit und strickt im gleichen Muster (2 rechts, 2 links…..) beginnend mit der ersten Masche, die eben noch eure ungestrickte Randmasche war, weiter. Am Ende kommt wieder eine Randmasche, die Arbeit wird gewendet und es geht wieder von vorne los.
Einfach oder?
Strickt so lange, bis der Schal die gewünschte Länge hat. (1,00-1,50m würde ich als Richtwert angeben)
Wenn ihr möchtet, könnt ihr an den beiden Enden später noch Fransen einarbeiten (wer nicht weiß wie das geht, kann mir gerne schreiben)
Fertig ist euer erster Schal…..
Hiermit möchte ich auch mit dem ersten Teil des Strick-Kurses enden. Ich hoffe, es hat euch gefallen, ihr habt alles verstanden (wenn nicht, bitte Bescheid sagen) und habt Lust auf mehr bekommen.
Im zweiten Teil würde ich euch gerne zeigen, wie man mit Nadelspiel und Rundstricknadeln runde Modelle strickt und euch eine Anleitung für kuschelige Wollsocken geben.
Ich hoffe, ihr habt Interesse daran?!
Viele Grüße

P.S. Bedenkt bitte, dass in diesem Tutorial verdammt viel Arbeit steckt. Falls ihr Anregungen oder Kritik zu diesem „Grundkurs  Stricken“ habt, wäre ich euch sehr dankbar, wenn ihr sie mir per Kommentar oder Email zukommen lasst. Nur so, kann ich etwas verbessern….

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