Meine Lieben,
nachdem ich heute tatsächlich eine Nachricht bekam, ob ich verschollen sei, melde ich mich hiermit wieder zurück. In der Tat ist mein letzter Post schon fast eine Woche her und es tut mir Leid. Ich wollte euch mitnehmen und zeitnah berichten, doch zuletzt fand ich einfach kein WiFi, keine Ruhe zu schreiben oder war schlicht am Abend so von den Strapazen des Tages erschlagen, dass es wenig brauchte, um mich ins Reich der Träume zu befördern.
Nun sitze ich in einem klapprigen kambodschanischen Reisebus, die Ausläufer des Kardamomgebirges ziehen am Fenster vorbei und ich verkörpere gerade das perfekte Bild einer „Western Lady“. IPod im Ohr, Laptop auf dem Schoß. Klischee pur.
Ich habe so viel zu erzählen, dass es mir gerade wirklich schwer fällt, mich zu zügeln und nicht alles direkt in einem Post herunter zu rattern.
Mitte letzter Woche haben Hälfte und ich kambodschanischen Boden verlassen und sind nach Thailand aufgebrochen. Bangkok sollte es sein.
Nachdem ich erste hysterische Momente aufgrund Hälftes Reiseplanung überstanden hatte, fand ich mich damit ab, dass der Trip kein Katzensprung werden würde. Eine Feststellung, die meinem Vater wahrscheinlich gerade erheitertes Kopfschütteln beschert. Ja, ich bin eine geographische Niete. Natürlich liegt Bangkok nicht mal eben um die Ecke von Siem Reap, aber man darf ja wohl noch naiv sein 😉
12 Stunden sollte der Trip alles in allem also dauern und damit „schneller“ werden, als eine gewöhnliche Bustour, die zahlreiche findige Geschäftsleute armen dummen Westlern an allen Ecken aufschwatzen wollen.
Doch, wenn wir nicht Bus gefahren sind, was denn dann?
Tja… Zug natürlich.
So weit, so unspektakulär. Wer ist schließlich nicht schon alles ICE gefahren?
Eben! Kinderspiel!
Ja, in Deutschland vielleicht. In Südostasien heißt Zugfahren eher „töff töff die Eisenbahn kommt.“
Das was sich auf dem Gleis vor mir auftat war nichts Geringeres als eine Dampflokomotive, Waggons ohne nennenswerte Fenster, eine Holzklasse par exelance, Russschwaden, die in regelmäßigen Abständen durch den Waggon waberten und uns alle am Ende wie kleine Aushilfsschonrsteinfeger aussehen ließen..
Alles was zum perfekten Glück fehlt, waren eigentlich nur noch Hühner, die durch die Abteile flatterten. Soweit kam es dann aber doch nicht.
Mal wieder ein Abenteuer und mal wieder war ich im Grunde nicht mal verwundert.
Mit Komfort hatte dieser Trip wahrlich wenig zu tun, aber was will man für 1,60 Dollar auch erwarten.
Ja, ihr habt richtig gelesen, EIN DOLLAR SECHSZIG.
Für gute 500km übrigens.
Das muss die Deutsche Bahn erst mal nach machen. Von der absoluten Pünktlichkeit ganz zu schweigen.
Mit einem guten Buch (Ken Follett, Fall of Giants.), frischem Obst und einer guten westlichen Coca Cola, verflogen die Stunden ebenso wie die durchaus sehenswerte Landschaft.
Nach so einer einfachen Anreise mutete Bangkok geradezu erschlagend an. Starbucks, MC Donalds, Zara, Mango…. Welcom to….?? Zu was auch immer, jedenfalls nicht Thailand.
Mein erster Gedanke in Bangkok war:“ So stell ich mir New York vor.“ Nur ohne Asiaten versteht sich.
Im Vorfeld sagte man mir, Bangkok kenne nur zwei Möglichkeit, es wird geliebt oder gehasst. Ich will nicht sagen, dass ich es hassen würde, doch nach den die Tagen, die ich dort verbracht habe, weiß ich, dass ich definitiv niemals so eine tiefe Sympathie empfinden werde, wie für London oder gar Sevilla.
Bangkok ist interessant, faszinierend und vor allem anstrengend.
Doch dazu möchte ich morgen erst kommen, sonst wird dieser Post zu lang.
Ich hoffe, euch allen geht es gut und ihr erfriert zu Hause im kalten Deutschland nicht?
Ich schicke euch hiermit eine große Portion Sonne und angenehme 25 Grad und garniere es mit den allerliebsten Grüßen