[All about the books] Nele Neuhaus – Im Wald

*Werbung* 

Es gibt nicht viele Autoren, die mich dazu bringen, Erscheinungstermine im Kalender zu markieren und sehnsüchtig auf neue Bücher zu warten. Krimiautoren dieses Formats gibt es bei mir, dem allseits bekannten „Schisser“ im Grunde gar keine. Aber eben nur im Grunde…

Vor einigen Jahren erregte ein Buch wieder und wieder meine Aufmerksamkeit. Egal ob im Kaufhaus, der Buchhandlung oder wo auch immer. „Schneewittchen muss sterben!“ prangte auf dem Cover und nachdem ich diverse Male um das Buch „geschlichen“ bin, traute ich mich, es zu kaufen.
Der Beginn einer großen Liebe!

Bei besagtem Buch handelte es sich um das vierte und damals neuste Werk von Nele Neuhaus, die den heimischen Taunus in Tatorte voll menschlicher Abgrüne verwandelt.
Mittlerweile zählt die Reihe bereits 8 Teile und um genau jenen neusten, achten Teil soll es heute gehen…

Nele Neuhaus – Im Wald
 
Titel: Im Wald
Autor: Nele Neuhaus
Seiten: 556
ISBN: 978-3-550-08055-5
 

Worum geht es:
Auf einem abgelegenen Campingplatz nahe Ruppertshain geht mitten in der Nacht ein Campingwagen in Flammen auf. Zunächst ermitteln die Kommissare Bodenstein und Kirchhoff (Sander) nur wegen Brandstiftung, doch dann wird in den Trümmern eine Leiche gefunden.
Als eine todkranke Frau im Hospiz ermordet wird und ein ganzes Dorf zu schweigen beginnt, tritt das Team vom K11 eine Zeitreise in Bodensteins Vergangenheit an. Zurück in den Sommer 1972, als sein bester Freund spurlos verschwand. Was im Wald bei Ruppertshain begann, wird zu Bodensteins persönlichstem Fall….

Rezension:
Krimis sind ja immer so eine Sache für sich, ohne Spannung geht es nicht, zu viel Spannung wirkt unrealistisch. Vorhersehbar darf es aber auch nicht sein, aber bitte bloß nicht zu abgedreht. Blutig ja, Psycho nein.
Die Geschmäcker sind wie bei allem verschieden und gerade Leser, die wie ich krankhaft gestörte Täter, Psychothriller und viel Blut scheuen, fassen das Genre „Kriminalroman“ ja gerne mal mit Fingerspitzen an.
Da ich nun mittlerweile bereits ein eingefleischter Fan der Taunuskrimis geworden bin, wusste ich im Vorfeld, dass Zurückhaltung fehl am Platze ist. Nele Neuhaus versteht ihr Handwerk einfach! 
Wie so oft landet der Leser auch bei „Im Wald“ mitten in der Szenerie, der Prolog erscheint zusammenhangslos und wird auch bis zum Ende des Buches einfach keinen Sinn ergeben. Herzlich Willkomen im Taunus!
Während ich also wie so oft in dieser Reihe noch rätselte, was gerade passierte, gab es auch schon die erste Leiche. Ein Kniff, den Nele Neuhaus regelmäßig anwendet, den ich persönlich aber sehr mag. Wer die Vorgängertitel nicht gelesen hat, der hat Pech gehabt und ich kann nur immer wieder betonen, dass ich genau das richtig finde. Ein Folgeband ist schließlich nicht dafür da, den Vorgänger zusammenzufassen und wer sich über zu viele Protagonisten beschwert, der hat offensichtlich zuvor noch keinen Taunuskrimi gelesen und sollte dies nachholen….
Denn ja, es stimmt! „Im Wald“ reiht eine Menge von wichtigen Personen aufeinander und man kommt durchaus in Gefahr, familiäre Zusammenhänge zu verdrehen und nicht mehr zu verstehen. Für jemanden, der wie mich alle Protagonisten und deren Familien aus den Vorgängertiteln aber schon kannte, war es letztlich durchaus ein Leichtes, durch das Netz der verwandtschaftlichen Verknüfungen im Taunus zu blicken.
 
Ein neuer Band der Reihe ist für mich immer wieder ein kleines Familientreffen. Die Kombination aus (für mich als Laien realistisch erscheinender) Polizeiarbeit, Spannung und dem gewissen Menschlichen in Gestalt von Bodenstein und Kirchhoff gefällt mir jedes Mal aufs neue. Die Kommissare sind nach wie vor keine perfekten Menschen, ganz im Gegenteil. Man fiebert nicht nur durch die Geschichte, man liebt und leidet auch mit den beiden Kommissaren. Gleichzeitig bekomme ich als Leser stets das Gefühl, dass sich Nele Neuhaus tatsächlich mit der Materie „Polizeiarbeit“ befasst, ohne zu viel zugunsten ihrer Story dazu zu dichten. Es wirkt immer realistisch und authentisch, selten gekünstelt oder gezwungen und schon gar nicht vorhersehbar

Dass sie mit jedem Buch scheinbar ganz nebenbei unbequeme Gesellschaftsthemen anspricht und von diversen Seiten beleuchtet, ist für mich auch bei „Im Wald“ wieder einmal das Sahnehäubchen. Nele Neuhaus geht thematisch dahin wo es weh tut, dabei sind diese „Tabus“ keinesfalls aufdringlich, sondern fügen sich ganz sinnig in die Story und den jeweiligen Fall der Kripo Hofheim ein. Dennoch regt auch „Im Wald“ auf seine Art zum Nachdenken an und ist mir teilweise wirklich an die Nieren gegangen. Wo beginnt Loyalität und vor allem wo beginnt sie falsch zu werden. Wie tief sind die Geheimnisse, die unsere scheinbar unbescholtenen Mitmenschen in sich tragen? Einzig „Böser Wolf“ hat ähnlich intensive Gefühle beim Lesen ausgelöst und ich bin unglaublich begeistert, dass Neuhaus es erneut geschafft hat, mich so sehr an einen ihrer Krimis zu fesseln, dass die gut 500 Seiten wie im Fluge vergangen sind.
Der achte Teil der Reihe ist Bodensteins mit Abstand persönlichster Fall, der tief in die Vergangenheit des souveränen Kommissars eindringt und uns alle auf eine Zeitreise schickt. Zum einen trug genau dieser persönliche Faktor dazu bei, dass das Buch mir so sehr an die Nieren ging und mich bis zur letzten Seite fesselte. Zum anderen kann ich aber nicht abstreiten, dass manch eine Wendung, die das Ganze noch ein wenig persönlicher machte, durchaus entbehrlich gewesen wäre.
Aber das ist Jammern auf allerhöchstem Niveau, wenn ich dies wirklich „bemäkeln“ möchte… 
Der achte Teil ist Bodensteins mit Abstand persönlichster FallDer achte Teil ist Bodensteins mit Abstand persönlichster FallDer achte Teil ist Bodensteins mit Abstand persönlichster Fall

Fazit:
Die Krimiqueen ist back! Mehr muss man zu „Im Wald“ eigentlich nicht sagen. Teil 8 der Taunus-Reihe knüpft für mich nahtlos an das hohe Niveau der Vorgänger an und hat mich erneut restlos begeistert.
Wer auf regionale Krimis ohne zu viel Blut und krankhafte Täter steht, kommt um die Taunus-Krimis nicht herum.
Hochspannung auf einem grandiosen Niveau.

Da mir langsam die Superlative ausgehen, bleibt mir nichts anderes übrig, als 5 von 5 Sternen zu vergeben und eine absolut Leseempfehlung auszusprechen!  

 

 

Vielen Dank an die Ullstein Buchverlage für dieses Rezensionsexemplar           

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert