Nein, ich rede nicht von Olympia, wobei ich davon überzeugt bin, dass London mit seinem klimafreundlichen Modell der Spiele neue tolle Maßstäbe setzen wird.
Ich rede in erster Linie von meinem kleinen heimlichen Trip in die Metropole an der Themse.
Da Hälfte und ich beide keine Lust auf Karneval im großen Stil hatten, sind wir mehr oder weniger spontan nach London geflogen.
Da nicht nur die Spiele dieses Jahr anstehen, sondern auch das Thronjubiläum „der Liz“ Queen Elisabeth II. natürlich…. Verzeihung….sind die Hotelpreise in London derzeit per se unverschämt teuer.
Hälfte und ich haben uns daher dazu entschieden lieber ein paar Pfund für ein Zugticket zu investieren und ein schönes Hotel etwas außerhalb zu beziehen, als für viel Geld in einem miesen Hotel in der Stadt zu wohnen.
Unsere Rechnung ging voll auf. Zu einem vertretbaren Preis bekamen wir ein tolles Doppelzimmer im HolidayInn Express in East Croydan, etwa 15km außerhalb der Londoner Innenstadt.
Ob wir zu dem Preis ein vergleichbar schönes und vor allem sauberes Hotel direkt in London bekommen hätten, wage ich zu bezweifeln.
Wer also in diesem verrückten Jahr 2012 vor hat nach London zu fliegen, der sollte sich außerhalb nach Hotels umgucken. Die Zugverbindungen sind gut und in weniger als 30min kann man locker an seinem Hotel sein, was mit dem Bus in der City auch nicht immer problemlos möglich ist.
Einer der Programmpunkte, den ich mir für unseren Trip gewünscht habe, war ein Besuch bei DEM Primark in der Oxfordstreet. Was genau mich erwarten würde, war mir nicht ganz klar, aber ein Primark in London schien ja vielversprechend zu sein.
Da wir uns erstmal in der Stadt orientieren wollten und sich ein fester Zielpunkt dazu immer ganz gut eignet, haben Hälfte und ich beschlossen, den Shoppingtrip auf Freitag, den Tag unserer Ankunft zu legen.
Gesagt, getan….an dieser Stelle möchte ich nicht zu weit ausholen, genaueres zu Primark soll es in einem Extrapost geben. Nur soviel: Wem ein deutscher Primark zu stressig ist, der sollte um die Oxfordstreet einen grooooooßen Bogen machen.
Nicht nur, dass der Store einfach riesig riesig riesig groß ist, der vorhandene Platz wird auch umfassend von Menschen und Klamotten ausgenutzt.
Die gestrichelte Linie gibt in etwa die Fassadenlänge wieder, die nach hinten aber noch deutlich größer war, als erkennbar ist. Aber ich hoffe, ihr bekommt trotzdem eine Vorstellung über diese Einkaufshölle.
Als wir mit vollen Taschen und leerem Energiedepot aus dem Laden gestoplert kamen, war es schon deutlich spät geworden, so dass wir uns nur noch um unser Abendessen gekümmert haben, bevor es wieder Richtung heimatliches Hotel ging.
Dass London teuer ist, muss ich nicht gesondert erwähnen.
Wer aber trotzdem gut und günstig essen möchte, der kommt an „Chinatown“ am Rande von Soho nicht vorbei.
Neben tatsächlich chinesischen Restaurants findet man so ziemlich jede Art von asiatischem Essen in irgeneiner Restaurant- oder Barform wieder.
Am besagten ersten Abend verschlug es Hälfte und mich in ein Chinarestaurant was etwas an die asiatische Version des typisch deutschen „Grill-Hauses“ / „Schnitzel-Pitter“ / „Bruzzelei“ erinnerte.
Schnellimbiss auf chinesisch eben.
Für knappe 7€ konnten wir uns allerdings am Buffett satt und rund essen, was über das fehlende Ambiente hinwegtröstete.
(Zumal mein Grundbedürfnis nach der Primark-Schlacht eh nur noch als „eeeeesseeeen“ bestand ^^)
Aus Gründen, die wir uns selbst nicht erklären konnten, landeten wir jeden Abend früher oder später in Soho und in einem der Asia-Läden.
So feierten wir unter anderem unsere Premiere in einer Sushibar mit Fließband. Zwar waren Hälfte und ich schon mal hier in Deutschland in einer Sushibar, doch eine, in der das Essen auf einem Förderband an uns vorbeifährt, hatten wir bisher noch nicht gefunden.
Das alleine war Argument genug die Bar auszuprobieren. Das Konzept war recht einfach, man konnte entlang einer Theke, in deren Mitte sich die „Küche“ der Bar befand, Platz nehmen und sich an den vorbeifahrenden Schälchen bedienen. Jedes Schälchen hatte eine andere Farbe, anhand derer der Preis für den Inhalt zu erkennen war. In London lagen die Preise zwischen 1,70 und 5 Pfunde (also knapp 2 bis 6€) Zwar bin ich kein absoluter Sushi-Experte, aber sowohl Hälfte als auch mir hat es dort sehr gut geschmeckt und dank des vielfältigen Angebotes von Sushi, Sashimi, Nudelgerichten, Obst und Desserts sind wir auch zum annehmbaren Preis richtig pappsatt geworden.
„Yo!-Sushi“ in London, kann ich also nur wärmstens weiterempfehlen.
Neben dem Standardprogramm für Touristen, also dem Besuch des Towers und der Kronjuwelen und dem Bestaunen der Tower Brigde, Big Ben und Westminster Abbey haben wir uns in erster Linie durch die Stadt treiben lassen, sind mit den tollen roten Bussen gefahren und haben geschaut, wo wir landen.
Am folgenden Sonntag sind wir zur Mittagszeit von East Croydan nach London Tower Hill umgezogen, da eine liebe Mannschaftskollegin uns für die letzten zwei Nächte Unterschlupf bei ihr und ihrem Mann, der derzeit in London arbeitet, gewährt hat. (Danke nochmal :-* )
Mit den beiden haben wir uns schließlich etwas abseits der klischeehaften Touristenwege bewegt und sind zunächst auf dem Spittalfields Market gelandet.
Ursprünglich sollte das Gelände der ehemaligen Brauerei im Stadtteil Spittalfields abgerissen und in einen Hochhauskomplex umgewandelt werden, doch innerhalt kürzester Zeit hat sich in den leeren Hallen ein ganz wunderbarer Markt entwickelt, der mindestens so bunt und vielfältig ist, wie London selbst.
Neben zwei riesigen Hallen voller Second Hand und Vintage-Ware besticht der Markt vor allem in kulinarischer Hinsicht. Im „Fressbereich“ findet man Köstlichkeiten aus aller Welt….und glaubt mir, ich meine wirklich aus „ALLER Welt“ oder habt ihr irgendwo schon mal „Burmesisch“ gegessen?
Also ich nicht.
Mutig *hust* wie ich bin, habe ich mich an japanischem Essen versucht. Jaja…ich weiß…ich bin ein Feigling, aber ehrlich gesagt, haben mich die tausend Gerüche und unfassbaren Eindrücke der einzelnen Stände so geflasht, dass ich mich gar nicht entscheiden konnte und einfach irgendwas genommen habe.
Abgesehen von den beiden Haupthallen, finden sich rund um den Markt viele kleine Läden, in denen junge Londoner Designer ihre Kreationen vorstellen, Fans von Vintagesachen voll und ganz auf ihre Kosten kommen und so manches Schätzchen auf einen neuen Besitzer wartet.
Drumherum tummeln sich einige weniger, aber unfassbar kultige Bars und Cafes in denen man kaum auf Touristen, dafür aber fast ausschließlich auf Londoner trifft, die mit Freunden dort ihren Sonntag verbringen, mit MacBook und Cappuccino ihrer Arbeit nachgehen oder einfach nur das Treiben beobachten.
Wer London von seiner touristenfreien Seite erleben will, der sollte sich sonntags auf den Weg nach Spittafields machen, es lohnt sich.
Nach einer geführten Tour durch Soho (jaja mal wieder Soho) am gleichen Abend, haben wir montags vormittags mit den beiden noch Buckingham Palace sowie die angrenzenden Parkanlagen unsicher gemacht. Nach dem touristenfreien Programm ein riesiger Kontrast. Vor dem Palast knubbelten sich zig Touristen, dabei war „die Liz“ …. Verzeihung… ihre Majestät gar nicht zu Hause.
Besonders faszinierend fand ich im Zusammenhang mit diesem kleinen royalen Abstecher im übrigen das Traditionsbewusstsein der Briten und die Konsequenz mit der sie ihre Traditionen pflegen.
Auch wenn es durchaus merkwürdig anmutet, wenn sich jeweils 10 berittene Soldaten minutenlang schweigend gegenüberstehen, mehrmals mit dem Säbel rasseln und wackeln und dann wortlaus wieder auseinander reiten. Wachablösung zu Pferd nennt sich dies und wirkt durchaus amüsant.
Weniger amüsant, sondern durchaus unrealistisch wirkt übrigens die vielfältige Population von Enten, Gänsen, Eichhörnchen, Schwänen und Pelikanen…ja richtig gelesen P-E-L-I-K-A-N-E-N im palastnahmen Park.
Obwohl ich auf dem Land und mich vielen Tieren aufgewachsen bin und wahrlich keine Scheu habe, wirkte es doch etwas verrückt auf mich, keinen Meter von einem echten riesigen Pelikan entfernt zu stehen….
Zum krönenden Abschluss unserer Reise hat sich meine liebe Hälfte noch einen Kindheitstraum erfüllt und mich mal wieder in den Bann gezogen.
Ihr müsst wissen, Hälfte ist von klein auf ein riesig großer Musicalfan und wollte immer einmal sein Lieblingsmusical „Les Miserables“ im Londoner Westend sehen.
Dieser Wunsch sollte nun am letzten Abend in Erfüllung gehen.
Im altehrwürdigen „Queen’s Theater“ tauchten wir ab in die Welt von Cosette, Éponine und Marius….und ich bin heute noch total begeistert.
Das „Queen’s Theater“ ist ein wundervolles über 100 Jahre altes Theater, das diesen wunderbaren alten, leicht angeranzten Charme versprüht und einem Musical einfach einen perfekten Rahmen bietet.
Ich glaube, Musicalfans sollten sich eine Vorstellung in London nicht entgehen lassen und da die Auswahl der Vorstellungen und Musicals im WestEnd einfach riesig ist, dürfte auch jeder etwas nach seinem Geschmack finden.
Mitten in der Nacht ging es dann für Hälfte und mich mit einem Koffer voller neuer Sachen und zwei Herzen voller neuer Erfahrungen und Erinnerungen auf eine Odysse nach Hause.
Wegen schlechter Verbindungen und unzuverlässiger Nachtbusse, waren wir tatsächlich knapp 10 Stunden unterwegs, bis wir die heimische Haustür erreicht hatten.
Trotzdem hat sich der Trip gelohnt.
London ist eine so unglaublich tolle und vielseitige Stadt, dass ich schon am Ende des ersten Tages wirklich so etwas wie „Angst“ davor hatte, dass 4 Tage niemals ausreichen werden, um halbwegs einen Eindruck zu gewinnen.Selbst wenn man wie ein saugfähiger Schwamm durch die Straßen läuft und alle möglichen Eindrücke sammelt, hat man dennoch oft das Gefühl noch mehr zu verpassen.
Ich bin mir sicher, dass dies nicht mein letzter Besuch in dieser tollen Stadt war, denn auch wenn ich schon viel gesehen habe, gibt es noch unendlich mehr zu entdecken.
Einige weitere Eindrücke meiner Tour werde ich euch in einer Art „Random Pics“ – Post morgen zeigen, denn aus fast 500 Bildern nur ein paar für diesen Post zu suchen, fiel mir so unglaublich schwer.
Ward ihr auch schon mal in London?
Seid ihr auch so begeistert wie ich?
Liebe Grüße