[All about the books] Nele Neuhaus – In ewiger Freundschaft

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Es gibt auf die ich mich freue, es gibt Neuerscheinungen, die eine gewisse Vorfreude in mir hervorrufen und es gibt die Bücher, für die ich alle anderen Lesevorhaben über Bord werfe und die ich sofort beginne, sobald ich in den Händen halte. Zu den wenigen Büchern, denen dies regelmäßig eben doch gelingt, gehören zweifelsohne die Taunuskrimis von Nele Neuhaus.
Umso glücklicher bin ich, euch heute von dem bereits 10. Teil der Krimireihe rund um das Duo Oliver von Bodenstein und Pia Sander berichten zu können.

Nele Neuhaus – In ewiger Freundschaft

Titel: In ewiger Freundschaft
Autor: Nele Neuhaus
Verlag: Ullstein
Seiten: 528
ISBN: 978-3-550-08104-0

Worum geht es?

Eine Frau wird vermisst. Im Obergeschoss ihres Hauses in Bad Soden findet die Polizei den dementen Vater, verwirrt und dehydriert. Und in der Küche Spuren eines Blutbads. Die Ermittlungen führen Pia Sander und Oliver von Bodenstein zum renommierten Frankfurter Literaturverlag Winterscheid, wo die Vermisste Programmleiterin war. Ihr wurde nach über dreißig Jahren gekündigt, woraufhin sie einen ihrer Autoren wegen Plagiats ans Messer lieferte – ein Skandal und vielleicht ein Mordmotiv? Als die Leiche der Frau gefunden wird und ein weiterer Mord geschieht, stoßen Pia und Bodenstein auf ein gut gehütetes Geheimnis. Beide Opfer kannten es. Das war ihr Todesurteil. Wer muss als nächstes sterben?  Pia und Bodenstein jagen einen Täter, der ihnen immer einen Schritt voraus zu sein scheint …

Rezension:

Wenn man mich fragt, warum ich die Krimis von Nele Neuhaus so liebe, obwohl ich doch eigentlich gar kein glühender Krimifan bin, dann antworte ich meistens damit, dass die Fälle stets authentisch wirken, wenig konstruiert sind und man das pure Leben auf jeder Seite zu spüren bekommt. Im Guten wie im Schlechten. Es wird darauf verzichtet, Kunstgriffe zu schaffen, nur um noch eine Entführung unterzubringen, noch eine Schießerei stattfinden zu lassen und bloß künstlich Action zu erschaffen.

Ganz im Gegenteil, denn die Taunuskrimis bestechen vor allem durch Ermittlungsarbeit, gezieltes Kombinieren, verstehen und verknüpfen von scheinbar unpassenden Fakten.

All das trifft zumindest auf die ersten neun Teile der Krimireihe zu, Teil 10 hingegen verleitet mich dazu, ein großes ABER in seine Rezension einfließen zu lassen.

Wie auch schon sein Vorgänger „Muttertag“ ist auch „In ewiger Freundschaft“ zwar sehr von dem typischen und unfassbar sympathischen Lokalkolorit geprägt. Sei es durch den Dialekt einzelner Mitarbeiter des Ermittlungsteams oder durch die detailreich beschriebene Umgebung, in der Nele Neuhaus auf Tätersuche schickt. Allerdings baut Nele Neuhaus diesmal erneut eine Handlungsstrang im europäischen Ausland auf, der letztlich zum Dreh- und Angelpunkt der Geschichte wird und entscheidend an des Rätsels Lösung beteiligt ist. Ein Schachzug, der einerseits eine gewisse Würze in die Geschichte bringt, andererseits manches Mal aber auch ein wenig dazu beträgt dass die Geschichte langatmig wurde.

Einen neuen Taunuskrimi in den Händen zu halten, ist für mich meistens so etwas wie ein Wiedersehen mit alten Bekannten. Obwohl alle Teile im Grunde auch für sich gelesen werden können, gibt es schon kleine Verflechtungen, die sich durch die einzelnen Bände ziehen und deren Wissen mehr oder weniger vorausgesetzt wird, auch wenn Nele Neuhaus den Leser stets mit kurzen Randbemerkungen abholt und wieder ins Bilde setzt.
Teil 10 hingehen ließ auf seinen ersten Seiten dieses typische „Taunuskrimi“-Gefühl leider vermissen.


Zu sehr stand mir die familiäre Entwicklung und das Privatleben von Oliver im Vordergrund der ersten Seiten, während der eigentliche Fall gefühlt nur Beiwerk war, was als Nebenstrang vor sich hin plätscherte. Es ist unstrittig, dass die Entwicklungen in Olivers Ehe und die Demütigungen, die er und seine kleine Tochter Sophia erfahren müssen, berührend sind. Auch das Schicksal seiner Ex-Frau Cosima lässt den Taunus-Fan nicht kalt, zumal auch sie eine der gestandenen Figuren der Reihe ist. Dennoch weichen diese Entwicklungen für mich zu sehr vom eigentlichen Krimigenre ab und verdrängen das worum es eigentlich gesehen soll für mich leider zu sehr von der Bildfläche.

Erst im letzten Drittel nimmt der Fall wirklich Fahrt auf und die klassische Spannung baut sich auf. Am Ende lässt Nele Neuhaus den Leser allerdings dennoch mit einem etwas verwirrten Gefühl zurück. Des Rätsels Lösung wirkt beinahe zu simpel, beinahe zu gewollt. Ich will nicht behaupten, dass es unlogische Handlungsstränge wären und mich die Aufklärung des Falles enttäuscht hätte, aber sie lässt mich dennoch etwas ratlos, mit einem großen „warum denn so?“ im Kopf, zurück.

Ebenso nicht allzu gelungen ist für meinen Geschmack die literarische Karriere von Henning Kirchhoff. Dass der Ex-Mann von Ermittlerin Pia nun unter die Autoren gegangen ist, sei ihm gegönnt und ist auch keine völlig abwegige Konstruktion von Nele Neuhaus. Dass er aber nun quasi ihre Bücher, also die Tanuskrimis (nach Vorlage der fiktiven Ermittlungsakten) selbst als Kriminalromane veröffentlicht, ist eine Kunstgriff der mit persönlich leider nicht gefallen hat. Die durchaus sehr große und gewollte Ähnlichkeit von Hennings Protagonisten zu den tatsächlichen Figuren Oliver, Pia etc. wirkt hingegen arg konstruiert und eher als eine unnötige statt spritzige Idee.

Über den grandiose Schreibstil von Nele Neuhaus muss man im Grunde nicht mehr viel sagen, denn wer einen ihrer Krimis gelesen hat, der wird wissen was ich meine. Trotzdem sei er an dieser Stelle noch einmal positiv hervorgehoben.

Fazit:

Wer die Taunusreihe schon kennt, der weiß, dass von ihnen viel zu erwarten ist. Ich will nicht sagen, dass ich von Band 10 enttäuscht bin, aber meine Erwartungen übertroffen hat „In ewiger Freundschaft“ leider auch nicht.
Das kann Nele Neuhaus wirklich besser und hat es bereits 9 Mal mehr als grandios bewiesen.

„In ewiger Freundschaft“ ist leider nicht der stärkste der Taunuskrimis geworden, aber dennoch trotzdem nicht schlecht. Ich mag nicht ausschließen, dass ich nach 9 grandiosen Bänden nicht auch einfach sehr anspruchsvoll geworden bin. Eine Leseempfehlung spreche ich dennoch aus, denn gut sind die Krimis trotz aller Kritik immer noch, auch wenn ich dem Buch am Ende leider nur 3 von 5 Sternen geben möchte.

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