[All about the books] Victoria Seifried – Liebe zum Nachtisch

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Es hat mich erwischt! 
Ohne, dass ich es wollte und ohne, dass ich es steuern konnte, hat sie mich erwischt… die Leseflaute!

Diejenigen, die hier nach wie vor zu den Bastelfeen gehören und auf DIYs und Geschenktipps warten, werden es kaum mitbekommen haben, während sich die Bücherwürmer und euch sicher schon gewundert haben.
Fast zwei Monate ist es tatsächlich her, dass ich meine letzte Rezension geschrieben habe und wenn ich ehrlich bin, liegt das schlicht daran, dass ich in den letzten zwei Monaten so gut wie gar nichts gelesen habe.
Dass ich Besserung gelobe, ist ja keine Frage.

Das letzte Buch, das den Weg auf meinen Nachttisch gefunden hat, war eine kleine Überraschung für mich und vielleicht wird es das auch für euch.
Die Rede ist von „Liebe zum Nachtisch“ von Victoria Seifried.

 

Autor: Victoria Seifried
Verlag: Heyne
Seiten: 395
ISBN: 978-3-453-41822-6

Worum geht es?
Helena ist Mitte 20 und die Beziehung zu ihrem Langzeitfreund Rainer in etwa so spannend, wie Staubsaugerbeutel zu kaufen. Auch ihre Lebensberater, ihre Schildkröte Pirmin, kann sie nicht dazu bewegen, sich von Rainer zu trennen und ihr Leben in Schwung zu bringen.
Das ändert sich schlagartig, als sie ihrem Traummann Jeffrey begegnet. Die beiden verbringen eine aufregende Nacht und Helena ist im siebten Himmel.
Doch am nächsten Morgen muss Jeffrey nach New York fliegen, für Nesthocker Helena eine unvorstellbare Reise. Doch soll sie Jeff niemals wieder sehen? No way! Sie packt ihre Koffer und reist ihm nach.
Doch wie soll sie ihn nur anhand seines Vornamens aufspüren?   
 

Rezension:
Eigentlich weigere ich mich, schon wieder die Phrase mit dem Buch, dem Cover und dem Urteil hervorzukramen, doch im Grunde komme ich nicht drum herum. Als ich das Buch aus dem Briefkasten gefischt habe, landete es schnell in einer gedanklichen Schublade. „Frauenkitsch“, „Schnell weglesen“, „Carrie Bradshaw“ waren meine ersten Assoziationen. 
Die Aufmachung von „Liebe zum Nachtisch“ schreit förmlich nach diesen Gedanken. Es rosa, von Pünktchen und Erdbeeren geziert und der Klappentext klingt nach einem typischen Frauenroman. Doch Achtung!
Meine erste Erwartung wurde direkt enttäuscht und ich bin Victoria Seifried sehr dankbar dafür. Denn anders als von mir erwartet oder besser befürchtet, befinden wir uns nicht in einem Abklatsch von „Sex and the city“ und pseudo-hippen amerikanischen Lovestories. 
Ganz im Gegenteil startet die Story mitten in Berlin und vor allem alles andere als glamourös und großstädtisch. 
Schnell wird klar, dass Protagonistin Helena alles ist, nur keine durchorganisierte und zielstrebige Frau, die mitten im Leben steht. Helena ist ein Chaot der liebenswerten Sorte, der sich mehr schlecht als recht durchs Leben mogelt und dabei zwischenzeitlich sogar von ihrem Kleiderschrank beinahe erschlagen wird.
Ähnlich kunterbunt und unsortiert wie Helenas Leben ist auch die Geschichte dieses Buches. Ganz ohne es zu wissen, hatte ich Autorin Victoria Seifried in eine Riege mit Julia Engelmann und Co gestellt, denn die Dialoge und Szenen des Buches sind nicht nur spritzig und unheimlich humorvoll. Irgend etwas an ihnen erinnerte mich an Poetry Slams und Wortakrobatik eigener Art. 
Erst in er Rechere zu dieser Rezension wurde mir klar, warum
Bevor sie sich ihrem Debütroman widmete, feierte Seifried nämlich genau in diesem Bereich erste Erfolge.
Dem Roman hat es meiner Ansicht nach nicht geschadet. Die Dialoge sind aus dem Leben. Nicht immer korrekt, aber stets wie der Schnabel gewachsen ist und mit einer guten Portion Humor garniert.

„Liebe zum Nachtisch“ ist kein tiefgründiges Buch, keine herzzerreissende Liebesgeschichte und auch keine Story, die das Rad neu erfindet.
Aber es ist ein Buch, das unterhält, ohne gängige Frauenklischees und pseudoromantische Phrasen. 

Mich persönlich hat gerade Helenas Baustelle „Rainer“ sehr angesprochen, denn wenn wir ehrlich kennen wir ihn doch alle, diesen Rainer. Die Eine von uns hat sich ihm schon vor Urzeiten entledigt, die Nächste ärgert sich noch immer mit ihm rum. Ob wir nun alle einen Jeffrey brauchen oder nicht sei dahin gestellt. In jedem Fall macht die Geschichte von Helena Mut, festgefahrene Baustellen jeglicher Art anzupacken, egal ob man sie nun strikt nach Fahrplan löst oder eben in einem emotionalen Chaos

Die Schildkröte Pirmin ist für meine Begriffe der heimliche Star des Buches und ich gebe zu, ich bin ein Fan von ihm geworden. Ob es nun realistisch ist oder nicht, dass eine Schildkröte den ganzen Tag unbemerkt und frei durch ein Hotelzimmer wandern kann, macht Pirmins Starfaktor“ für mich nicht kleiner. Ich habe keinen Tatsachen- oder Reisebericht erwartet, weshalb kleine Recherchefehler oder leicht konstruiert erscheinende Szenarien durchaus zu verschmerzen sind.
Ein süßes Extra sind für mich Helenas Playlist und Oma Heddas Rezept im Einband des Buches.
  

                 
Fazit:
Auch wenn das Leben nicht viel mehr als ein nerviges Studium, einen grotten schlechten Modegeschmack, einen furchtbaren Langzeitfreund und eine Schildkröte zu bieten hat, macht Victoria Seifried uns klar, dass es deshalb noch lange nicht vorbei ist.
Wer auf der Suche nach emotionalen Abgründen und einer tiefgreifenden Liebesgeschichte ist, der macht um „Liebe zum Nachtisch“ besser einen Bogen.
Wer unterhalten werden will, etwas für knackige Dialoge übrig hat und einfach nur ein kurzweiliges Lesevernügen sucht, dem kann ich das Erstlingswerk von Victoria Seifried ans Herz legen.
Mich persönlich hat das Buch aufgrund seiner Spritzigkeit überrascht und meine anfangs nicht besonders hohen Erwartungen tatsächlich deutlich übertroffen.

Eine Leseempfehlung von zumindestens 3 von 5 Sternen möchte ich an dieser Stelle deshalb aussprechen.

 
 
Allen, die gerne regelmäßiger Buchtipps und kurze Rezensionen lesen wollen oder einfach nur gerne „hübsche Bildchen“ angucken, sei mein Instagram-Account „All_about_the_books ans Herz gelegt.
Ich freue mich, euch als neue Follower begrüßen zu können! 


Viele Grüße

 



Vielen Dank an den Heyne-Verlag für dieses Rezensionsexemplar   

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